Aller Anfang ist preiswert

07.09.2004

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Es gibt Menschen, die über die beneidenswerte Fähigkeit verfügen, ihre Ideen auf lustige Art und Weise zu präsentieren. Hier ein solcher Versuch meinerseits. Ich hoffe, ihr habt ein wenig Spaß beim Lesen.

Einleitung

Da ist sie nun also, die erste Packung - nein, nein, nicht das erste Päckchen Zigaretten, sondern der Einstieg in die faszinierende Welt der Modellbahn mit einem besonders günstigen Komplettangebot aus Gleisen, Trafo, rollendem Material und mehr oder - meist! - weniger sonstigem Zubehör.

Jedoch auch hier wäre vielleicht ein Warnhinweis des Bundesministers für Gesundheit auf der Verpackung nicht völlig fehl am Platze, denn was durch dieses zunächst harmlos aussehende und für einen vertretbaren Preis beschaffte Etwas im Laufe der nächsten Jahre alles noch auf den angehenden Modellbahner zukommen kann ist kaum überschaubar. Daher ist die Assoziation zwischen diesen beiden Themen hinsichtlich der aus der ersten Berührung möglicherweise entstehenden Suchtgefährdung nicht vollständig abwegig.

Allerdings besteht für den solchermaßen beschenkten Raucher die gesundheitsfördernde Möglichkeit der kurz- bis mittelfristigen Entwöhnung zur Kosteneinsparung, denn alles was nach der Anfangspackung kommt ist teuer.

Risiken und Nebenwirkungen

Normalerweise findet nun der bei vielen Männern - insbesondere Technikern - nie völlig überwundene Spieltrieb ein neues kreatives Betätigungsfeld und wird im wahrsten Sinne des Worte in “geordnete Bahnen” gelenkt. Dazu sollte man meinen, ist neben der Anfangspackung noch eine Handvoll Erweiterungen wie Weichen und Gleise erst einmal ausreichend. Ach ja, eine zweite oder vielleicht sogar dritte Lok wäre doch noch nett, es muss ja nicht gleich so eine ganz große Dampflok sein.

Das Ganze auf einem Stück Spanplatte – gibt´s ja hier und da schon für “nen Appel und en Ei” - mit ein paar Gebäuden adrett angeordnet führt möglicherweise zu:

Die Liste ist sicherlich unvollständig, aber ich denke, dass der Frust allemal wahrscheinlicher ist als der Erfolg.

Etwas Theorie zu Beginn?

Was nun helfen sollte ist die Beschäftigung mit den Grundlagen. Schauen wir also einfach mal, wie man´s richtig macht. Auf ins Spielwarengeschäft und Informationen beschafft!

Nun haben Sie vermutlich folgendes besorgt:

Beim Kauf des Katalog und des Gleisplanheftes haben Sie hoffentlich darauf geachtet, dass er von dem Hersteller ist, der auch Ihre Anfangspackung verbrochen hat, sonst können Sie nämlich die Literatur gleich wieder wegwerfen. Trotz gleicher Maßstäbe und Spurweiten sind Modellbahnen untereinander nämlich ungefähr so Kompatibel wie Personal Computer. Falls Sie diesbezüglich keine Erfahrung haben: Die Netzstecker passen in die gleiche Steckdose, danach beginnen die Probleme. Positives gibt es hier lediglich in Spur “N”: die vergleichsweise großzügige Lizenzpolitik der Firma Arnold führte dazu, das sich die patentierte Kupplung dieses Herstellers als "Normkupplung" durchgesetzt hatte. Solange Sie Fahrzeuge mit dieser “normalen” Kupplung verwenden, können Sie Fahrzeuge fast aller Hersteller untereinander kuppeln (Diese Normkupplung ist aber in den letzten Jahren wegen großer Wagenabstände als total uncool weitgehend verschwunden, es kocht nun auch in Spur N jeder sein eigenes Süppchen und damit den Kunden weich!)

Wenn Sie nun noch nicht aufgegeben haben, vergleichen Sie die Gleispläne aus der Herstellerbroschüre mal mit denen aus der Modellbahnliteratur und Sie stellen schnell fest, dass sich hier sich zwei Welten begegnen. Offensichtlich trauen sich nur Modellbahner, die über irre viel Platz verfügen, ihre Anlage in einer Zeitschrift vorzustellen. Daher findet man hier vorrangig solche in denen mit schlanken Weichen und großen Radien Gleisverläufe in traumhaft großzügigen Landschaften realisiert wurden, die allen normalerweise verfügbaren Raum sprengen. Auf der Seite der Modellbahnanbieter wurde dagegen offensichtlich das Problem gelöst, wie man auf möglichst wenig Platte möglichst viele Gleise unterbringt. Dadurch wirkt die Streckenführung seeeeeehr starr und spielzeughaft.

Expertenmeinungen?

Dieser spielzeughafte Eindruck von "Industrievorschlägen" führt nun wiederrum zu Aussagen selbsternannter Experten (vgl. Nietenzähler), dass nur mit Flexgleisen gut wirkende Gleisverläufe realisierbar sind. Selbstverständlich muss man diese Gleise auch selber anfertigen, möglichst mit exakt vorbildgerechten Schienenprofilen, was wiederum dazu führt, dass die Radsätze der Fahrzeuge abgedreht werden müssen, weil die Spurkränze der "normalen" Hersteller etwas zu hoch sind (sind sie wirklich, zur Verbesserung der Betriebssicherheit). Ach ja, bezüglich der Fahrzeuge ist mindestens das Nachrüsten von Federpuffern und Kurzkupplungen zwingend erforderlich, ab H0 aufwärts geht am völligen Selbstbau - naja vielleicht unter Einsatz eines "Industriefahrgestells" - kaum noch ein Weg vorbei.

Aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen, muss ich nun ganz laut und deutlich HAAAALT!! schreiben!

Bei mir lag nämlich der Zeitpunkt des Einstiegs in dieses schöne weil kreative Hobby unglücklicherweise in jener Phase der Persönlichkeitsentwicklung, in der Menschen sehr leicht beeinflussbar sind. Jede einzelne Expertenmeinung mag für sich ja richtig und in sich plausibel sein, aber Modellbahnerei ist zwangsläufig mit Kompromissen behaftet und man kann nicht alles gleichzeitig machen. Heute weiß ich das, aber um zu dieser Erkenntnis zu kommen war doch ein langer Weg erforderlich.

Dies in Verbindung mit der Tatsache, dass Modellbahner eine sehr heterogene Gruppe sind, die ihrem Hobby auf höchst unterschiedliche Weise frönen, gleichwohl aber der Meinung zu sein scheinen, dass nur genau diese eine Spezialrichtung die einzig richtige und seligmachende ist, führte bei mir zu einer massiven Irritation und damit zu einer langen Unterbrechung dieses schönen Hobbies.

Letztendlich hatte mich aber der Virus Modellbahn wohl doch gepackt und irgendwann habe ich dann die Schuhkartons im Keller wieder hervorgekramt. Was man als N-Bahner in ein paar Schuhkartons aufbewahren kann ist schon irre.

Ich als Experte!

Eine, wie man sich leicht zusammenreimen kann, wirklich nicht ernst gemeinte Überschrift!

Aber nachdem ich bisher wenig hilfreiche Literatur für Modellbahnanfänger gefunden habe, habe ich mich entschlossen, mich zum Experten aufzuschwingen und ein paar Tipps auszuspeichern, die Ihnen das Leben erleichtern sollen. Es stehen nämlich zu Beginn des Modellbahnerlebens ein paar Entscheidungen an, die wohl überlegt sein sollen, da eine spätere Meinungsänderung – wie immer im Leben - mit Kosten verbunden ist.

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